Recalled Parental Rearing Behavior is an important factor of socialization and vulnerability. Based on two representative surveys, Recalled Parental Rearing Behavior of fathers and mothers is compared between the eastern and the western German states from the perspectives of men and women in the years of 1994 and 2020. Participants, aged between 14 and 92 years, filled out the standardized Recalled Parental Questionnaire in 1994 (N=2948) and 2020 (N=2503). Results were compared by ANOVA according to time point, East-West-differences, sex and age. According to hypotheses, paternal and maternal rearing behavior was recalled in Germany as less punishing and warmer in 2020 compared to 1994. Parental rearing behavior of fathers and mothers was consistently reported less punishing and warmer in the eastern compared to the western states. Parental overprotection was more strongly recalled in 1994 in the western than the eastern states. As in the case of recalled warmth assessments in both regions converged over time. As in previous surveys, sons recalled their parents in east and west more punishing and less warm than daughters; daughters recalled their mothers only marginally warmer than sons. Older participants recalled parental rearing behavior consistently more negatively than younger ones. In the second survey assessments of the older cohorts were consistently more positive than in the previous survey with comparable age cohorts. Findings are discussed with regard to the impact of sociocultural characteristics on recalled parental rearing behavior under the aspects of cohort and age (e. g., convergence of sociocultural differences in East and West, gender roles, recall effects). On the background of robust associations with mental disorders, positive recollections of parental rearing behavior can be considered an important mental resource, reflecting multiple sociocultural influences and trends.
Elterliches Erziehungsverhalten ist ein wesentlicher Sozialisations- und Vulnerabilitätsfaktor. Basierend auf zwei Repräsentativerhebungen wird untersucht, wie sich das Erinnerte Elterliche Erziehungsverhalten von Vätern und Müttern in Deutschland im Vergleich der Jahre 1994 und 2020, in den östlichen und westlichen Bundesländern aus Sicht von Frauen und Männern unterscheidet. Der Fragebogen zum Erinnerten Elterlichen Erziehungsverhalten (FEE) wurde mit Hilfe von ANOVAs bei Teilnehmenden der Repräsentativerhebungen der Jahre 1994 (N=2948) und 2020 (N=2503) im Alter zwischen 14 und 92 Jahren hinsichtlich Erhebungszeitpunkt, Ost-West Unterschieden, Geschlecht und Lebensalter verglichen. Entsprechend den Hypothesen wurde väterliches und mütterliches Erziehungsverhalten 2020 in Deutschland als weniger strafend und wärmer erinnert als 1994. Das Erziehungsverhalten von Vätern und Müttern wurde im Osten durchgängig weniger strafend und wärmer eingeschätzt als im Westen. Väterliche Überprotektion wurde 1994 im Westen stärker erinnert als im Osten; hier kam es wie bei der erinnerten Wärme 2020 zur Angleichung der beiden Regionen. Wie in vorangegangenen Untersuchungen erinnerten Söhne ihre Väter in Ost und West als strafender und weniger warm als Töchter; Töchter erinnerten ihre Mütter nur marginal wärmer als Söhne. Ältere Teilnehmer:innen erinnerten elterliches Erziehungsverhalten durchweg negativer als jüngere. In der 2. Erhebung waren Einschätzungen der älteren Kohorten durchweg positiver als in der früheren Erhebung mit vergleichbaren Alterskohorten. Die Ergebnisse werden im Hinblick auf den Einfluss von soziokulturellen Merkmalen auf Erinnertes Elterliches Erziehungsverhalten unter Kohorten- und Altersaspekten (z. B. Konvergenz der soziokulturellen Unterschiede in Ost und West, Geschlechtsrollen, veränderte Erinnerungen) diskutiert. Vor dem Hintergrund der robusten Assoziationen mit psychischen Erkrankungen sind positive Erinnerungen an elterliches Erziehungsverhalten als positive innerpsychische Ressource zu betrachten, die auch vielfältige soziokulturelle Einflüsse und Veränderungen widerspiegelt.
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